Über das Projekt

Ausgangssituation

Seit März 2020 führt die Corona Pandemie zu teilweise sehr massiven Einschränkungen, die uns alle betreffen. Insbesondere rückten manche Personengruppen, etwa ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen oder Menschen in größeren Wohneinrichtungen – darunter auch Menschen mit Behinderungen – in den Fokus, weil sie als besonders vulnerabel angesehen werden. Vulnerabel bzw. Vulnerabilität bedeutet so viel wie verletzbar und anfälliger für Risiken.

Um vulnerable Gruppen in unserer Gesellschaft und uns alle vor den negativen gesundheitlichen Auswirkungen von Corona zu schützen und um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, hat die Politik beginnend mit März 2020 besondere Schutzmaßnahmen und Beschränkungen erlassen und diese seitdem laufend angepasst.

Es stellt sich dabei allerdings die Frage, wovon es abhängt, ob jemand als vulnerabel eingestuft wird bzw. sich als vulnerabel fühlt. Neben gesundheitlichen Aspekten können durchaus andere Einflüsse Vulnerabilität verstärken oder erst erzeugen, z.B. Isolation, Fremdbestimmung, soziale Benachteiligung oder Diskriminierung. In und auch nach Krisensituationen ist es daher essentiell, die Auswirkungen von Maßnahmen auf gerade diese von der Politik als vulnerabel eingestuften Gruppen genauer in den Blick zu nehmen. Dabei sollen vor allem betroffene Personen selbst über ihre Erfahrungen und ihr subjektives Erleben in dieser Krise berichten. Das ermöglicht ein Sichtbarmachen von Risikofaktoren, aber vielleicht auch von Entwicklungen, die mitunter von ihnen positiv erlebt wurden.

Wir können davon ausgehen, dass unsere Gesellschaft in Zukunft immer wieder mit (neuen) Krisen konfrontiert wird, wie gerade der verheerende Krieg in der Ukraine zeigt. Inklusion und Partizipation sollten dabei eine wichtige Rolle spielen, um die Interessen und Bedarfe aller unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und Individuen entsprechend berücksichtigen zu können. Aus diesem Grund entwickeln wir im Rahmen dieses Forschungsprojekts ein Modell für ein künftiges inklusives Krisenmonitoring.

Relevante Fragestellungen

Mit unserer Forschung wollen wir folgendes herausfinden:

  • Welche (neuen) Konzepte und Bilder von Behinderung rund um das Thema Vulnerabilität werden in den politischen Maßnahmen (Erlässe, Verordnungen, etc.) und in den Medien deutlich?
  • Welche Formen des institutionellen Umgangs mit diesen Erlässen, etc. sowie den durch die Corona-Pandemie verursachten Herausforderungen können in konkreten Organisationen (Schulen und Anbieter im Bereich unterstützten Wohnens) nachvollzogen werden?
  • Wie nehmen Betreuungsfachkräfte und Lehrer*innen diese Auswirkungen wahr und setzen diese Richtlinien und Vorschriften in der Form von (neuen) sozialen Praktiken um?
  • Wie erleben Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung und psychischen Erkrankungen die Krise selbst?
  • Was verändert(e) sich in den Bildungs-, Lebens- und Unterstützungssituationen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen in Folge der Corona Pandemie?
  • Was bedeutet Vulnerabilität im Kontext der Pandemie und aus der Sicht von Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen selbst? Welche Einflussgrößen werden wirksam?